Weniger erschöpft und müde durch Kaffee-Detox
Ich liebe Kaffee! Und damit meine ich nicht den Filterkaffee, den man häufig aus großen Thermoskannen angeboten bekommt. Ich mag die Barista-Variante mit frisch gemahlenen Bohnen und viel Milchschaum. Cafés wähle ich gerne nach der Qualität ihrer Kaffeemaschinen aus und zu Hause nehme ich mir die Zeit und bereite meinen Kaffee mit einem kleinen Espressokocher für den Herd zu. Ich trinke täglich Kaffee, meistens nur einen und eigentlich immer mit Genuss…an normalen Tagen.
In stressigen Zeiten mit viel Arbeit, Abenden am Schreibtisch und wenig Schlaf sieht es dann allerdings auch schon einmal ganz anders aus. Ich bin nicht mehr so wählerisch, was die Zubereitung angeht und trinke auch gerne mehr Tassen aus dem Gefühl heraus, dass mich nur das über den Tag bringt. Irgendwann habe ich dann aber die Vermutung, dass der Kaffee mich gar nicht mehr richtig wach macht. Manchmal kommt es mir sogar so vor, als wenn ich nach dem Konsum sogar müder bin als vorher. Gleichzeitig fühle ich mich nervös und unruhig. Lasse ich nach dieser Erkenntnis den Kaffee dann einfach mal weg, werde ich immer mit bösen Kopfschmerzen und einer geringeren Leistungsfähigkeit bestraft.
Diese Beobachtungen haben mich dazu gebracht, mal genauer zu schauen, was eigentlich in meinem Körper passiert, wenn ich Kaffee trinke.
Wie wirkt Kaffee in meinem Körper?
Das Koffein im Kaffee sorgt dafür, dass das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet wird. Mein Blutzuckerspiegel steigt, um meinem Körper Energie zur Verfügung zu stellen. Blutdruck und Puls steigen, um meine Muskeln mit mehr Sauerstoff zu versorgen. Gleichzeitig verspannen sich diese, um mich auf eine verstärkte Aktivität vorzubereiten.
Das Koffein setzt also die klassische Kampf-oder-Flucht-Reaktion in Gang. Diese Reaktion lief bereits im Körper unserer Vorfahren ab und bereitete sie zum Beispiel auf eine Auseinandersetzung mit einem Säbelzahntiger vor.
In meinem Körper werden also durch den Kaffee, den ich trinke, all die Vorgänge gestartet, die auch in einer stressigen oder belastenden Situation aktiviert werden. Der Körper denkt in solchen Situationen, dass er mich mit einer extra Portion Energie versorgen muss. Dabei sitze ich in stressigen Arbeitsphasen hauptsächlich vor dem Rechner. Er hat hierfür grundsätzlich die Wahl zwischen zwei Brennstoffen aus der Nahrung: Fett oder Glukose (Zucker). In der Kampf-oder-Flucht-Reaktion wird mein Körper aber immer die Glukose wählen, da dies schnelle und einfache Energie liefert. Das erklärt dann auch meinen teilweise sehr starken Heißhunger auf Süßigkeiten, den ich besonders am Nachmittag in hektischen Zeiten habe.
Täglicher, hoher Kaffeekonsum in stressigen Zeiten sorgt also dafür, dass die eh schon vorhandene Produktion von Stresshormonen weiter angekurbelt wird. Die Fähigkeit zu entspannen, zu regenerieren und sich zu erholen wird dadurch erschwert, und wir fühlen uns langfristig erschöpft und müde. Wir überdecken die natürlichen Signale unseres Körpers, die uns daran erinnern, dass Zeit für eine Pause ist.
Darüber hinaus beeinflusst Koffein die Entgiftungsarbeit der Leber. Dies kann dazu führen, dass deren Abläufe durcheinandergebracht werden und schädliche Substanzen aus Umwelt und Nahrung nicht ausgeschieden werden. Diese werden dann vom Körper in das Fettgewebe verschoben. Die entstandenen „Problemstofflagerungsstätten“ haben dann wiederum Auswirkungen auf unser empfundenes Energieniveau.
Wann macht es Sinn eine Kaffee-Pause einzulegen?
Die vorherigen Punkte zeigen, dass es Sinn machen kann, in regelmäßigen Abständen auf Kaffee zu verzichten. Ich persönlich nehme mir immer eine kleine Kaffee-Auszeit vor, wenn ich folgende Symptome bei mir feststelle:
- Der Kaffee zeigt nicht mehr die gewünschte Wirkung und ich fange an meinen täglichen Konsum zu erhöhen.
- Ich habe das Gefühl ohne Koffein nicht leistungsfähig zu sein.
- Trotz mehr Koffein fühle ich mich zunehmend erschöpft und energielos.
- Auch am Abend fühle ich mich häufig noch unruhig, hibbelig und habe Probleme in den Schlaf zu finden.
Bei meinen Kaffee-Detox-Einheiten habe ich immer die Cold-Turkey-Variante gewählt. Ich bin direkt in den kalten Entzug gegangen und habe einfach aufgehört Kaffee zu trinken. Bei dieser Variante kommt es bei mir immer zu Kopfschmerzen, Müdigkeit und einer verminderten Leistungsfähigkeit. Weitere Begleiterscheinungen, von denen ich gelesen habe, können Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Muskelschmerzen und Verstopfungen sein.
Tipps für den Kaffeeentzug
Der Zeitraum für den Verzicht sollte deshalb gut gewählt sein. Eine Phase, in der ich funktionieren und Leistung bringen muss ist daher nicht ideal. Wähle im besten Fall eine ruhige Phase oder wenigstens das Wochenende für den Start, damit du dich bei auftretenden Begleiterscheinungen ausruhen kannst.
Sorge in diesem Zeitraum für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Ideal sind hierbei neben Wasser ungesüßte Kräutertees. Ein selbstgemachter Aufguss aus frischem Ingwer, heißem Wasser und Zitrone kann zusätzlich als Wachmacher am Morgen eingesetzt werden. Bewegung und Spaziergänge an der frischen Luft können Kopfschmerzen und Müdigkeit ein bisschen verbessern.
Wenn sich dieser kalte Entzug für dich zu schwierig anfühlt, dann kannst du deinen Kaffeekonsum auch langsam reduzieren oder einzelne Tassen durch entkoffeinierten Kaffee ersetzen. Dieser hat zwar auch noch etwas Koffein, aber mit 3-15 mg pro Tasse deutlich weniger. Auch der langsame Ersatz von Kaffee durch grünen Tee kann helfen. Dieser kann zwar je nach Zubereitung einen ähnlichen Koffeingehalt haben, das Koffein ist aber stärker an die anderen Inhaltsstoffe gekoppelt und wird anders „freigeschaltet“. Der Effekt ist dadurch langanhaltender und tritt später ein. Durch weitere Stoffe im Grünen Tee ist dieser auch verträglicher und unterm Strich gesünder. Am Ende sollte aber auch hier der komplette zeitlich begrenzte Verzicht angestrebt werden.
Und was kommt nach der Kaffeeentwöhnung?
Ich verzichte immer mindestens sieben Tage auf Koffein. Je nachdem, wie ich mich am Ende dieser Zeit fühle habe ich auch schon mehrere Wochen komplett kaffeefrei durchlebt. Für immer möchte ich aber nicht auf Kaffee verzichten. Und das muss auch nicht sein. Kaffee in Maßen ist nicht schlecht für deine Gesundheit. Das Trinken ist für mich auch häufig an schöne Rituale gekoppelt und der bewusste Genuss steht dabei im Vordergrund. Der zeitweise Verzicht bringt meinem Körper aber eine kleine Entlastungsphase und mich wieder in die Situation den Kaffee als das zu betrachten, was er sein sollte:
Ein Genussmittel und nichts, das eine bestehende Erschöpfung überdecken soll.
Die Autorin:
Maike Werdt ist Gesundheitscoach und Ernährungsberaterin und lebt mit Familie und Hund in Hamburg. Sie unterstützt Firmen und Privatpersonen dabei, Gesundheit in den Alltag zu integrieren.
Dieser Beitrag hat einen Kommentar
Guter und wichtiger Beitrag! Danke für die Hintergründe. Ich habe selbst gedacht, dass ich den Kaffee „bräuchte“ und wenn überhaupt auf eine Tasse am Morgen reduzieren könnte. Als ich mich dann zum kompletten Verzicht entschieden habe, war nur der erste Tag schwer. Seitdem ist meine Lust auf Kaffee einfach gesunken. Ich fühle mich wirklich gesünder und weiß dann einen Cappuccino im Café mehr zu schätzen.